Tourismus & Hotellerie
Investor Talk mit Gregor Hoch
Strukturen schaffen Freiraum

Ein Gespräch mit profitize-Investor Gregor Hoch über emotionale Ausnahmesituationen, finanzielle Übersicht und warum es manchmal nur einen Schritt braucht, um wieder handlungsfähig zu werden.

Gregor Hoch war Gastgeber in Lech, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung und Mitarbeiter bei der Hotel- und Tourismusbank. Heute unterstützt er Hotels, die sich wirtschaftlich neu aufstellen müssen - sei es in der Krise oder zur strategischen Weiterentwicklung. Im Gespräch erklärt er, warum Hilfe anzunehmen kein Zeichen von Schwäche ist, wie operative Erfahrung mit finanzieller Übersicht zusammenhängt und warum das berühmte Bauchgefühl nicht reicht, wenn es eng wird.
Gregor, wie würdest du dich heute beschreiben?
Ich bin Unternehmensberater mit Schwerpunkt auf touristische Betriebe. Ich begleite Hotels bei Finanzierungs- und Controlling-Fragen, bei Restrukturierungen, durch Insolvenzverfahren oder wenn sie Prozesse neu aufsetzen wollen. Oft geht es einfach darum, durch eine Außenperspektive zu helfen, wieder auf stabilen Beinen zu stehen, oder zu verhindern, dass sie ins Straucheln kommen.
Wie kam es zu dieser Rolle?
Ich komme aus Lech und bin mit Tourismus groß geworden. Nach Stationen bei Marriott, in Hongkong, in diversen Hotels und in der österreichischen Hotel- und Tourismusbank, bin ich nach Lech zurück, um unser Familienhotel zu führen. Mir war schon früh klar, wie komplex ein Hotelbetrieb wirklich ist. Das ist kein linearer Betrieb - es ist ein System aus Emotion, Gastfreundschaft, Technik, Betriebswirtschaft. Alles spielt ineinander.
Mit der Zeit habe ich gemerkt: Ich kann mein Wissen auch anders einsetzen. Während Corona war die Unsicherheit in der Branche enorm. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem gestandenen Hotelier, über 40 Jahre im Geschäft. Ich habe ihn gefragt, wie es ihm geht. Und er bricht in Tränen aus.
Da wurde mir klar: Es braucht Leute, die fachlich helfen und verstehen, wie sich Hotellerie von innen anfühlt.
Wie gehst du an solche Situationen heran?
Ich bringe operative Erfahrung mit. Ich kenne die Herausforderungen im Betrieb genauso wie die betriebswirtschaftliche Seite. Ich weiß, wie es ist, Verantwortung zu tragen - wirtschaftlich, aber auch menschlich.
Ich komme nicht als Besserwisser. Ich komme als jemand, der das Führen eines Hotels selbst erlebt hat. Und der helfen kann, Struktur reinzubringen. Denn oft fehlt genau das: Struktur, Überblick, Klarheit.
Warum tun sich viele damit schwer, Hilfe anzunehmen?
Ich glaube nicht, dass das ein branchenspezifisches Thema ist. Es ist eher eine persönliche Sache. Manche Menschen sind offen, andere machen lieber zu. Gerade wenn man denkt, man ist der Einzige, dem es nicht gut geht, dann redet man nicht drüber.
Aber genau das ist gefährlich. Denn wer zu lange wartet, verliert Zeit. Und Zeit ist in solchen Situationen oft der entscheidende Faktor.
Was ist deine Haltung zum Thema Fehler?
Fehler passieren. Und manchmal reicht eine einzige falsche Entscheidung - zur falschen Zeit, mit den falschen Informationen und man kommt wirtschaftlich ins Schleudern. Das macht dich aber nicht zu einem schlechten Unternehmer. Entscheidend ist, wie du damit umgehst.
Fehler gehören dazu. Die Frage ist, ob man daraus etwas lernt - ob man es beim nächsten Mal besser macht. Und genau das ist ein wichtiger Teil des Prozesses.
Was fehlt den Betrieben deiner Erfahrung nach am meisten?
Ein Gesamtbild. Die meisten haben Daten aus PMS, POS, Bank, Lohnverrechnung, aber nichts ist verbunden. Es fehlt die Zusammenführung. Und damit die Möglichkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Ich will nicht nach Gefühl beraten. Ich will sagen können: Hier liegt euer Break-even. Wenn ihr in sechs Wochen keine Förderzusage habt, ist das Geld weg. Das klingt hart, aber es schafft Sicherheit. Und die brauchen die Leute.
Wie können digitale Tools da helfen, etwa Systeme wie profitize?
Sie schaffen Übersicht. Wenn man manche Hoteliers fragt, wie es läuft, hört man oft: „Ich glaub, es passt eh ganz gut.“ Aber wenn man dann gemeinsam hinschaut, stellt sich raus: Es ist mehr Bauchgefühl als Gewissheit.
Es geht darum zu wissen, was einem am Monatsende wirklich übrig bleibt. Und genau da setzen solche Systeme an, sie helfen, die eigenen Zahlen zu verstehen. Und zwar so, dass man nicht nur im Rückspiegel schaut, sondern erkennt: Reicht es? Oder wird es eng?
Viele spüren das Unbehagen im Bauch. Sie hoffen, dass es sich schon irgendwie ausgeht, aber sicher sind sie sich nicht. Wenn die Daten transparent sind, wird aus Unsicherheit Orientierung. Und das ist der erste Schritt, um wieder ins Handeln zu kommen.
Was gibst du jungen Hoteliers mit auf den Weg?
Neugierig bleiben. Raus aus der eigenen Blase. Ich habe damals während meines Studiums jedes Semester ein Fach belegt, das nichts mit meinem Studium der internationalen Betriebswirtschaft zu tun hatte. Astronomie, Dramaturgie, technische Mathematik, irgendwas. Hauptsache, es erweitert den Horizont.
Man trifft nie wieder so viele kluge Leute auf einem Fleck und lernt, ein Problem aus mehreren Perspektiven zu sehen. Das hilft auch später.
Und dein Rat für alle, die gerade in einer schwierigen Situation stecken?
Nicht allein bleiben. Das ist der größte Fehler. Es gibt Wege und es gibt Leute, die sie kennen.
Ein Hotel ist ein komplexes System. Aber wenn man sich traut, hinzuschauen, Dinge zu ordnen, den nächsten Schritt zu machen, dann kommt wieder Bewegung rein. Und Handlungsspielraum.
Zur Person – Gregor Hoch
Gregor Hoch war Gastgeber in Lech am Arlberg und hat die Führung seiner Betriebe in die Hände seiner Frau Waltraud Hoch gelegt, ist Ehrenpräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung und war Mitarbeiter bei der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank. Heute begleitet er touristische Betriebe in wirtschaftlich herausfordernden Situationen mit viel operativer Erfahrung, betriebswirtschaftlicher Kompetenz und einem feinen Gespür für das, was ein Betrieb emotional durchläuft. Er ist auch Investor bei profitize.
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